Stefan Dreher
Choreograf
Stefan Dreher studierte an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Er arbeitete viele Jahre in Belgien, wo er mit zahlreichen renommierten Choreografen, Tänzern und bildenden Künstlern kollaborierte. 2003 rief er das international tourende Kollektiv Loving Lucy ins Leben. Er war artiste associé der Hallen von Schaerbeek und Artist-in-Residence beim choreografischen Zentrum Charleroi/Danses. Parallel entwickelte er für namhafte belgische Kompanien Trainings, die Tanz und Yoga verbinden. Sein Werk umfasst seit 2003 rund 15 Bühnen - sowie ortsspezifische Arbeiten, die weltweit gezeigt wurden. Zuletzt realisierte Stefan Dreher mit Tänzergrößen aus ganz Europa erstmals in München den 24-stündigen Tanzmarathon Dancing Days und feierte damit zudem in Prag und Antwerpen große Erfolge. Homepage: www.stefandreher.com Förderpreis Tanz 2016 der LH München Stefan Dreher ist ein exzeptioneller Tänzer. Als Choreograf kooperiert er seit 2002 in ständig wechselnden Konstellationen mit Schauspielern, Musikern, bildenden Künstlern und Tänzern; seine Produktionen sind international präsent. 2007 zählte er zu den „Jungen deutschen Choreografen“, die das Goethe-Institut anlässlich der EU-Ratspräsidentschaft präsentierte. Drehers Arbeit wurde kontinuierlich mit städtischer Projektförderung gewürdigt und ist auf den Festivals der Stadt zu sehen. Der an der Folkwang-Hochschule unter Pina Bausch ausgebildete, lange in Belgien arbeitende und seit 2006 in München lebende Künstler ist kein Choreograf, der sich durch die Entwicklung und Intensivierung einer Bewegungssprache auszeichnet oder durch die kontinuierliche Arbeit an einer Fragestellung. Was Dreher unverwechselbar macht, ist die immer neue, überraschende Art, wie er Parameter des Tanzens und der Tanzpräsentation auf die Probe stellt und für sich und das Publikum durchdenkt und erfahrbar macht: Sein elftägiger Tanzmarathon „Dancing Days“ im öffentlichen Raum etwa begleitete 2015 das Festival DANCE am Gasteig und ließ dabei mit den Tanzenden Konzentration, Koordination, Kooperation, Partizipation und Zeitempfinden sinnlich greifbar und damit seine Idee vom „bildenden“ Tänzer anschaulich werden. In “I wish I were a hay” (2012) hingegen experimentierte er mit Notation als Übersetzung und Vorschrift; hier wurde nach einer vorab ohne Proben fixierten Partitur getanzt, kodiert im Wortlaut eines Gedichts von Emily Dickinson, bei dem die Tänzer Bewegungen und Raumwege ablesen und die Zuschauer mitlesen können. Dreher reflektierte über die Unmöglichkeit, tanzen zu lernen, und widmete sich andererseits der perfekten Bewegung. Er geht verschiedensten Medien-Bildern nach, ob Kunstwerk oder Kameraeinsatz, untersuchte Anordnungen in Durchgangs- und Blickräumen (wie den Pinakotheken) und choreographierte für eine Ein-Quadratmeter-Fläche mit Pole-Dance-Stange. Sein weites Spektrum an – immer individuellen – Zugängen kennzeichnet Stefan Drehers Bühnenstücke und Tanzinstallationen, die stets von hoher Qualität, kluger Komposition und großem Charme gekennzeichnet sind. So entspricht sein medien-reflexives, zugleich genuin tänzerisches Œuvre den beiden Vergabekriterien des Preises, nämlich dem einer künstlerisch herausragenden Leistung und auch dem einer ungewöhnlichen künstlerischen Position. Ein entdeckungsfreudiger Künstler, der sich selbst und die Tanzwelt weiter überraschen wird.
